Wednesday, February 21, 2007

Fertig

Ein letzter Kuss, bevor Bellama und Flama sich in die Fluten des Mapocho stürzen, der sie wegtreibt von den Anden, weg von Santiago, ins offene Meer, zurück nach wer weiß wohin.

Habe den heutigen Tag packend, trinkend und Fisch schmausend verbracht, und der chilenischen Wein-, Bier- und Fischindustrie ein bescheidenes Vermögen hinterlassen.

Auf ein Resümee hab ich keine Lust, obwohl, schlafen kann ich auch nicht. Die Aufregung. Sieben Monate, so lang ist das gar nicht, aber doch länger als alles bisher. Nun denn, morgen um 11 Uhr Ortszeit holt das Flughafentaxi uns ab, und ca. 20h später sind wir wieder in Wien.

Bis dahin, schaut euch nochmal die Pinguinfotos an und freut euch auf mehr, danke fürs Mitlesen.

Cuidense mucho, hasta pronto, belle und flo

das Letzte

...von meiner Seite. Morgen gehts zurück nach Wien, wo alles grau ist, oder braun, je nachdem. Nach unserem letzten Geldausgebensaufbegehren in Santiago (Sommerschlussverkauf) werde ich der Tristesse aber etwas Farbe hinzufuegen, versprochen.
Bevor wir uns schleichen haben wir noch 2 Ausflüge gemacht : einer nach Valparaíso, eine architektonisch wohl einmalige Stadt, dafür voll mit Schwerverbrechern (5 Einheimische sagten uns unabhaengig voneinander, wir sollten nicht weitergehen, wir würden sonst ausgeraubt.) Doch wie gesagt, es gibt schöne Farben und schöne Häuser en masse, nicht nur die wellblechrostromantischen sondern auch die gut erhaltenenen der Jahrhundertwende und zuvor. Der Sonnenuntergang wurde in Vina del Mar verbracht, auch nett, wenngleich die gebäude nur Touristen gebären.








Ausflug 2: Isla Negra. Nein keine Insel, vielleicht eine Insel der Seligen, Pablo Neruda der Chilenische Nationaldichter hatte dort seine hauptresidenz. Und die ist auch vollgestopft mit Diversem. Von Bugschönheiten über Sammlung schwülstiger Trinkgläser bis hin zum Horn eines .... ähm.... Hornwals (?) gibts hier allerhand zu bestaunen. Dass das Haus neben der Pazifikküste liegt ist ein zusätzlicher Pluspunkt, der zum Wohlbefinden seiner Einwohner beigetragen hat. Ein Charakterhaus könnte man sagen. Zu unserem Wohlbefinden trug einerseits das schöne Wetter und die Gastfreundschaft in unserer Herberge bei. Und zu meinem persoenlichem Wohlbefinden die Fotogenität des Ortes. Danke fuer die Aufmerksamkeit.


Und zuguterletzt die belle beim biertschechern. Vor ihr ein Teller frittierter Kalamari. Sehr lecker.

Wednesday, February 14, 2007

Glueck und Overkill

Wir befinden uns in Copiapó, ein paar hundert Kilometer noerdlich von Santiago, zu genaueren Angaben fuehle ich mich nicht in der Lage. Ich bin ja schon froh, dass mir fuer diesen Eintrag ein originellerer Titel als Copiapó eingefallen ist. Obwohl das ja eigentlich ein schoener Name ist. Hier her gefahren sind wir uebrigens, weil wir noch einen Nationalpark mit tiefblauen, einsamen Lagunen, von rosa Flamingos gesprenkelt und vor schneebedeckten Vulkanen gelegen, ansehen wollten.
Doch das Geld ist uns ausgegangen, was wir nicht weiter tragisch finden, denn ehrlich gesagt, bin ich aufnahmeunfaehig. Noch ein bloedes Vicuña (einem Spuckattackenversuch bin ich durch Buecken gerade noch entkommen) oder ein kitschiger Vulkan und ich verwechsle die Unterschiede zwischen Andenkameliden und Flamingos, und behaupte, erstere haetten rosa Schwaenze und letztere feine Wolle…
Wir sehnen uns nach ein bisschen Frieden, und Liebe, sowie billigeren Lebenshaltungskosten, weshalb wir morgen Abend nach Santiago zurueck fahren. In knapp einer Woche fliegen wir ja auch schon wieder heim, ihr freut euch doch alle?

Das bisher Geschriebene bedeutet natuerlich nicht, dass San Pedro de Atacama nicht grossartig gewesen waere.
Wenn Reisende von Glueck sprechen, ist damit gemeint: das Wetter war fantastisch, wir sind im Bus auf der richtigen Seite gesessen, wir sahen viele exotische Tiere und wir haben Quinuabrot verzehrt (suedamerikanisches Getreide, koestlich, wird gebacken wie Langos, schmeckt aber tausendmal besser).

Vielleicht sollte noch erwaehnt werden, dass von San Pedro aus unzaehlige Ausfluege in umliegende Andenhochland- und/oder Wuestengebiete gemacht werden koennen, der Ort gilt als das Touristenzentrum Chiles. Dementsprechend noch viel teurer als der Rest des ohnehin nicht billigen Landes ist auch alles, wir konnten uns die folgenden drei Touren leisten: Géiser del Tatio (hoechstgelegenes geothermisches Feld der Erde, ein Vulkankrater) plus Freilufthermalbecken plus Zwischenstops wegen exotischer Tiere; Valle de la Luna (bizarre Landschaft aus Salz, Sand und Gestein); Salar de Atacama plus Andenhochlandlagunen.

Bevor ihr eure lieben Aeuglein an Fotos weiden duerft, hier in aller Kuerze nutzloses Wissen:

Die Wolle des Andenkamelids “Vicuña”, ein wilder Verwandter des Lamas, ist das zweitfeinste Gewebe der Welt, nach den Ausscheidungen des Seidenwurms. Das arme Tier hat davon allerdings so wenig, dass fuer einen Poncho beispielsweise 10 Exemplare daran glauben muessen. (Bis sie, zumindest in Chile, unter Artenschutz gestellt wurden.) Also bitte keine Sache aus Vicuñawolle kaufen, ja!
Auf der Salzkruste des Salar de Atacama leben Maeuse, die sich von Insekten in den hie und da im Salzsee entstandenen Lagunen ernaehren. Ein Salzsee ist dort uebrigen deshalb, weil das Becken, in welches die Waesser der umliegenden Anden fliessen, keinerlei Abfluss hat. Also bleibt dem Wasser nichts anderes uebrig, als zu verdampfen und seine Mineralien zurueckzulassen.
Die dort lebenden Flamingos – die sich uebrigens nicht von den Maeusen ernaehren - legen nur ein einziges Ei im Jahr, weshalb sie, als der Mensch, vor Moewe und Fuchs, noch ihr groesster Feind war, vom Aussterben bedroht waren.
Der “faule Geysir” am Tatiovulkankrater speit 9 Sekunden lang Wasser, dann legt er sich eine Minute zur Ruhe. Bis bald nach Sonnenaufgang die gesamte unterirdische Energie der Geysire verdampft ist (Um das Spektakel beobachten zu duerfen, wird mensch um vier Uhr morgens abgeholt).

So, das wars mal wieder, wir verbleiben mit sensual erschoepften Gruessen und menschlichen Grundbeduerfnissen.

Vicuñas im Andenhochland


Menschen im Vulkanfeld



Menschen auf Sandduene im Mondland



Liebe Menschen vor Mondland-schaft


Menschen vor Andenhochland-Lagune und Wolken



Verliebte Lamas vor Lagune


Bedrohte Flamingos mit Spiegelbild in Lagune (Nachbarn von Vicuñas)


Lamababy (hat auch weiche Wolle, aber nicht so fein)


Gestruepp vor Berg vor Vulkan


Gestein vor Vulkan vor Wolken


Die zwei Paar Schuhe

Arequipa und Iquique,
Peru und Chile, das sind zwei Paar Schuhe, Die einen bemuehen sich redlich, an Geld zu kommen, und zapfen dafuer vornehmlich Touristen an. Die anderen sind bereits vor 150 Jahren zu Geld gekommen, indem sie den noerdlichen Nachbarn das gesammte Salpetervorkommen abgenommen haben, und muessen sich gar nicht so bemuehen. Die einen, muessen erst die armen Nonnen dazu zwingen , ihr Kloster nach 350 jaehriger Klausur zu oeffnen, die anderen haben Geoglyphen und Geisterstaedte, womit sie die Touris locken koennen.
Also Peru und Chile, die einen und die andern.
In Arequipa, einer Stadt die hauptsaechlich aus weissem Vulkangestein erbaut wurde, befaellt dem geneigten Reisenden schon bei der Anfahrt ein etwas komisches Gefuehl. Mitten in der Hochebene stehen verstaubte Schrebergartenaehnliche Mehrmenschhaeuser in der gegend herum, die nichts haben ausser Mauern. 10 Kilometer weiter aendert sich das Bild: man faehrt vorbei an Mauern, die alles haben was eine Mauer so braucht, also Ziegel, Lehm usw; alles bis auf etwas das sie beschuetzen. Klingt komisch ist es auch. Die Stadt selber bruestet sich damit, 300 Sonnentage im Jahr zu haben. Leider waren wir waehrend der restlcihen 65 dort. Angeblich gibt es in Arequipa auch einen 6000 Meter hohen Vulkan der ueber das Wohlergehen der Stadt entscheidet. Den haben wir aber aufgrund des Dunstes nicht gesehen . Gesehen haben wir nach einem naechtliche Busritt in den Kolka Canyon (der zweittiefste der Welt, da gehts gscheit runter) aber immerhin die Kondore, 8 an der Zahl. Einer fand uns besonders sympathisch und flog in 5 Meter Entfernung an uns vorbei. Womit er auch mit einem Foto belohnt wurde.




Bei der Rueckfahrt wurden wir dann von einem Erdbeben ordentlich durchgeruettelt, leider haben wir es nicht als solches erkannt und hielten es fuer eine Kombination aus peruanischem Fahrstil und peruanischer Schotterpiste.
Ueber Arequipa selbst gibt es gar nicht soviel zu sagen, ausser dass es wohl die Stadt mit der hoechsten Taxidichte der Welt ist. Auch interessant ist das Kloster das erst vor 30 jahren der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht wurde. Hier hausten unter anderem einen Heilige und noch einige andere beseeslte Menschinnen, die nie mehr rausdurften, nachdem sie von ihren spanischen Eltern abgeliefert wurden. Buben durften auch keine rein, is eh klar, aber selbst wenn sie gedurft haetten, haetten sie wohl nicht gewollt, ich mein, in eine reine Maedchenklasse will keiner, schon gar nicht wenn die Gmeinschaft seit Jahren Tag und nacht zusammen verbringt Der Papst wollte schon hin, anlaesslich der Heiligsprechung oben genannter Ritterin des Heiligen geistes. Der Pauli hat aber wohl nicht 8 Euro Eintritt bezahlen muessen.

Waende von Santa Catalina, rote

Waende, blaue
Taxis, viele
Eis, rundes

Und dann ginbgs wieder ins (sehr) teure Chile, nach Iquique um genau zu sein. Hier gibt es zwei Geisterstaedte, die toll sind, Prae-Inka Geoglyphen, die naja, interessant sind, ein paar Oasen und Heilbaeder, Surfstraende und Riesenhotels. Toll denkt ihr jetzt, und das dachten wir auch, weshalb wir uns umgehen bei einer Tour einschrieben um die Gegend zu erkunden. 12 Stunden spaeter hatten wird dann mit den Geistern gegen den Wind geheult, ich hab mit den linken grossen Zehennagel eingerissen, die belle ist mit 200 anderen Menschen in einem 50 qm pool geschwommen, ich hab ein Eis gegessen und dann haben wir uns noch ueber die Familie vor uns im Tourbus geaergert und gewundert. Ja und dann gings weiter nach San Pedro de Atacama, wo alles noch viel teurer war.






Die Klos der Schule von Humberstone


Die Stuehle des Kinos von Humberstone

Das Becken des Pools von Humberstone

Die Klos des Marktes von Santa Laura

Geoglyphen: Llama, Kondor-Mann, Kondor-Frau, Maske, Fisch

Wednesday, February 07, 2007

Lange Weile (Terminal Terrestre, Arequipa)

Naja bei Fotos die unter widrigen Lichtbedingungen und ohne Stativ entstanden sind, waer der Photoshop schon eine grosse Hilfe. Dennoch: Bilder vom gestrigen Abend









lgf.


Vom Anpassen und Nicht Unterkriegen Lassen

Wer weiss, was das Volk der Tirola und der Inka sonst noch gemeinsam haben - jedenfalls die Aussprache. So heisst der hoechste schiffbare See der Welt, den wir in den letzten Tagen erkunden durften, richtig betont: Titickrackra.
Isla Taquile darf jede/r nach Belieben aussprechen, Hauptsache er/sie fluestert dabei und stoert die Ansaessigen nicht allzu lange.
Deren Gemeindevertreter sind ein Jahr im Amt, dann geht diese Verantwortung auf andere Insulaner ueber. Im Rotationsverfahren werden uebrigens alle Aufgaben von den Menschen auf Taquile wahrgenommen. Die groesste Gruppe ist stets mit der Herstellung von Kunsthandwerk beschaeftigt, wobei die Frauen die Wolle spinnen, aus denen ihre Maenner wunderschoene bunte Taschen, Hauben und Pullover stricken. Erst seit Mitte der 80er dienen die Produkte als Einkommensquelle, damals oeffnete der Aeltestenrat die Insel dem Tourismus. Neben dem Geld fuer die Bootsfahrt ueber den Titicacasee lebt die kleine Inselgemeinde ausserdem von Landwirtschaft, Fischfang und Touristenbewirtung. An jedem pitoresken Plaetzchen der Insel – und davon gibt es viele – sitzen darueber hinaus die Maenner und Buben mit ihren Zipfelmuetzen, die Frauen in ihren Trachten und bitten fluesternd um Geld fuer das so eben geschossene Foto. Der von der Insel stammende Guide beschreibt das Leben auf Taquile als paradiesisch, mehr als sich und ihr Leben braeuchten die Menschen hier nicht. Schule gibt es keine, und die Heirat mit Nicht-InsulanerInnen ist erst seit 10 Jahren erlaubt.













Das Volk der Uro-Nachfahren hingegen besteht seit Jahrzehnten aus Mestizen – Aymara, Quechua, Uro – und ihre schwimmenden Inseln im Schilfguertel am Puno-Ufer des Titicaca-Sees sind im wahrsten Sinne des Wortes im Aufloesen begriffen. Das Leben am Festland ist bedeutend einfacher, und vor expansionswuetigen Inkas muessen sie sich auch nicht mehr verstecken. Da aber immer noch Touristen angeschaukelt kommen und sehen wollen, wie es sich auf einer kuenstlichen Schilfinsel so lebt, tut mensch ihnen den Gefallen – Kunsthandwerksverkauf inklusive. Sehens- und vor allem fotografierenswert sind sie ja tatsaechlich, die Inseln, manche werden schon sehr lange in Stand gehalten, sind am Seeboden angewachsen und schwimmen gar nicht mehr.




Welchem Volk auch immer zugehoerig, der Tag der Virgen de la Candelaría – Maria Lichtmess – wird von allen Menschen in und um Puno ausgiebig gefeiert, und das mehr als zwei Wochen lang. Am 2. Februar wird die Jungfrau erst mal in einer stundenlangen Prozession durch die Stadt getragen, die vor allem deshalb so lang dauert, weil sich am Weg immer wieder Papierschiffchen an langen Stangen aus den Fenstern schieben, und es Rosenblaetter fuer Maria regnet. Tags darauf kommen VertreterInnen naher und ferner indigener Gemeinden nach Puno und geben uralte Taenze in traditionellen Trachten zum Besten – nicht ohne, dass sich die Maenner vorher ordentlich Mut antrinken.









Sehenswert sind rund um Puno ausserdem noch die Grabtuerme von Sillustani, trotz der vielen Touristen, und, ja genau, des nicht wegzudenkenden feilgebotenen Kunsthandwerks irgendwie ein mystischer Ort – ein jahrhundertealter Friedhof eben.





Puno selbst war ungefaehr so sehenswert wie die U-Bahnstation Meidling, weshalb wir nach pflichtbewusster Absolvierung des Touristen-Ausflugprogramms nach Arequipa von dannen gezogen sind. Und von hier gehts nach zweitaegigem Aufenthalt auch schon wieder weiter – Chile, wir kommen zurueck.