Wednesday, February 07, 2007

Vom Anpassen und Nicht Unterkriegen Lassen

Wer weiss, was das Volk der Tirola und der Inka sonst noch gemeinsam haben - jedenfalls die Aussprache. So heisst der hoechste schiffbare See der Welt, den wir in den letzten Tagen erkunden durften, richtig betont: Titickrackra.
Isla Taquile darf jede/r nach Belieben aussprechen, Hauptsache er/sie fluestert dabei und stoert die Ansaessigen nicht allzu lange.
Deren Gemeindevertreter sind ein Jahr im Amt, dann geht diese Verantwortung auf andere Insulaner ueber. Im Rotationsverfahren werden uebrigens alle Aufgaben von den Menschen auf Taquile wahrgenommen. Die groesste Gruppe ist stets mit der Herstellung von Kunsthandwerk beschaeftigt, wobei die Frauen die Wolle spinnen, aus denen ihre Maenner wunderschoene bunte Taschen, Hauben und Pullover stricken. Erst seit Mitte der 80er dienen die Produkte als Einkommensquelle, damals oeffnete der Aeltestenrat die Insel dem Tourismus. Neben dem Geld fuer die Bootsfahrt ueber den Titicacasee lebt die kleine Inselgemeinde ausserdem von Landwirtschaft, Fischfang und Touristenbewirtung. An jedem pitoresken Plaetzchen der Insel – und davon gibt es viele – sitzen darueber hinaus die Maenner und Buben mit ihren Zipfelmuetzen, die Frauen in ihren Trachten und bitten fluesternd um Geld fuer das so eben geschossene Foto. Der von der Insel stammende Guide beschreibt das Leben auf Taquile als paradiesisch, mehr als sich und ihr Leben braeuchten die Menschen hier nicht. Schule gibt es keine, und die Heirat mit Nicht-InsulanerInnen ist erst seit 10 Jahren erlaubt.













Das Volk der Uro-Nachfahren hingegen besteht seit Jahrzehnten aus Mestizen – Aymara, Quechua, Uro – und ihre schwimmenden Inseln im Schilfguertel am Puno-Ufer des Titicaca-Sees sind im wahrsten Sinne des Wortes im Aufloesen begriffen. Das Leben am Festland ist bedeutend einfacher, und vor expansionswuetigen Inkas muessen sie sich auch nicht mehr verstecken. Da aber immer noch Touristen angeschaukelt kommen und sehen wollen, wie es sich auf einer kuenstlichen Schilfinsel so lebt, tut mensch ihnen den Gefallen – Kunsthandwerksverkauf inklusive. Sehens- und vor allem fotografierenswert sind sie ja tatsaechlich, die Inseln, manche werden schon sehr lange in Stand gehalten, sind am Seeboden angewachsen und schwimmen gar nicht mehr.




Welchem Volk auch immer zugehoerig, der Tag der Virgen de la Candelaría – Maria Lichtmess – wird von allen Menschen in und um Puno ausgiebig gefeiert, und das mehr als zwei Wochen lang. Am 2. Februar wird die Jungfrau erst mal in einer stundenlangen Prozession durch die Stadt getragen, die vor allem deshalb so lang dauert, weil sich am Weg immer wieder Papierschiffchen an langen Stangen aus den Fenstern schieben, und es Rosenblaetter fuer Maria regnet. Tags darauf kommen VertreterInnen naher und ferner indigener Gemeinden nach Puno und geben uralte Taenze in traditionellen Trachten zum Besten – nicht ohne, dass sich die Maenner vorher ordentlich Mut antrinken.









Sehenswert sind rund um Puno ausserdem noch die Grabtuerme von Sillustani, trotz der vielen Touristen, und, ja genau, des nicht wegzudenkenden feilgebotenen Kunsthandwerks irgendwie ein mystischer Ort – ein jahrhundertealter Friedhof eben.





Puno selbst war ungefaehr so sehenswert wie die U-Bahnstation Meidling, weshalb wir nach pflichtbewusster Absolvierung des Touristen-Ausflugprogramms nach Arequipa von dannen gezogen sind. Und von hier gehts nach zweitaegigem Aufenthalt auch schon wieder weiter – Chile, wir kommen zurueck.

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