Wednesday, December 06, 2006

Antes de que te vayas

Euphorisch-erschöpft, mein Auslandssemester ist vorbei, rein unitechnisch. Examenes finales, jetzt bleibt mir nur noch, mich um die Zeugnisse zu kümmern und einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Was habe ich auf diesem Auslandssemester gelernt? Dass Pinochet ganz tolle Wirtschaftspolitik gemacht hat und 3.000 Ermordetet und Verschwundene da genauso wenig ins Gewicht fallen wie über 30.000 Gefolterte. Mein Urteil magt getrübt sein von den Nachwehen der insgesamt 7 "Economía Chilena"-Prüfungen durch die ich mich im Laufe des Semesters gequält habe. Der General erlitt übrigens einen Herzinfarkt am Sonntag, 91 Lenze hat er auf dem Buckel, von der Intensivstation des "Hospital Militar" kann er voraussichtlich morgen wieder entlassen werden. "A schlechta Mensch stirbt nit", würde meine Oma sagen.
Vor der Klinik herrscht Polizeipräsenz, GegnerInnen und AnhängerInnen tun in kleinen Gruppen ihre Meinung kund. Seine Tochter hielte es für inakzeptal, wenn im Falle eines Toders ihres Vaters keine Staatstrauer verhängt würde. Präsidentin Bachelet, die vor ihrer Flucht in die DDR zusammen mit ihrer Mutter in der "Villa Grimaldi" gefoltert wurde, bezeichnet es als schlechten Geschmack, über das Begräbnis eines Menschen zu sprechen, der noch lebt.

Zu Banalerem: Marco Antonio Solís habe ich auch entdeckt auf diesem Auslandssemester. Mexikanischer Sänger, langhaarig und fett, sicher 50 Jahre, mein neuer Traummann. Gerade haucht er mir ins Ohr: "Wenn du nicht gegangen wärst", und "nichts ist schwieriger, als ohne dich zu leben, ich leide an der Hoffnung, dich wieder kommen zu sehen". Uswusf. Ja, ich weiß, in Österreich würdet ihr mit dem Finger auf mich zeigen, würde ich Patrick-Lindner verehren. Aber wir sind in Lateinamerika, da ist es legitim und wichtiger Bestandteil jeder authentischen Erfahrung, Latinoschnulzen als Souvenir davon zu tragen.
Noch 7 Mal schlafen, dann geht unsere Reiseo los, die Zukunft wird nochmal 10 Wochen aufgeschoben. Ich freu mich wahnsinnig drauf, bin gleichzeitig auch unsicher aufgeregt (Was wird mein Liebster zB zu Marco Antonio sagen?).


Im Wohnzimmer unten sitzen Menschen, mit denen ich in den letzten vier Monaten zusammen gelebt habe, ich werde mich jetzt wieder zu ihnen gesellen. Ein paar sind schon weg oder auf Reisen, ein bißchen sentimal macht mich das schon. Deshalb ist mir auch die 100.000-Mark-Show eingefallen, könnt ihr euch an die erinnern? Samstag-Abend, RTL, vier Pärchen müssen in verschiedenen Wettbewerben gegeneinander antreten, die Besten gewinnen einen Patzen Geld. Ich hab diese Show geliebt.

Noch etwas zum Nachdenken darf ich euch mit auf den Weg geben: "Die Menschen eilen vorbei, stets gleichgültig, der Rhytmus des Lebens scheint mir nicht richtig, alles war so anders, als du noch da warst."

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