Thursday, August 31, 2006

Wie ich in der Schuhschachtel gelandet bin

Mein eigenes Zimmer, meine süße kleine Schuhschachtel! Ja, ich bin umgezogen, mittlerweile das zweite Mal, von einem Doppel- in ein Doppel- in ein Einzelzimmer. Wie berichtet, in den ersten Tagen hab ich allein in einem Doppelzimmer gewohnt. Als die – etwas skrupellose, sind alle Immobilienbranchenmenschen so? – Vermieterin Carmen Gloria mir eine compañera angekündigt hat, musste ich die Flucht ergreifen, weil ich nicht die nächsten vier Monate zu zweit auf 15qm2 leben wollte. Okay, vielleicht waren es 16,5, jedenfalls zu klein. Da aber kein Einzelzimmer frei war, hat mir Carmen Gloria ein Bett in einem anderen Doppelzimmer angeboten, das ungefähr zweimal so groß war – allein im Wandschrank hätte eine Familie leben können – und das Unikum einer Terrasse aufwies. Eine drastische Wertminderung stellten jedoch die Schlafgewohnheiten meiner amerikanischen Mitbewohnerin Lauren dar. Durch die Ohrstöpsel hindurch hab ich sie schnarchen, mit den Zähnen knirschen, reden und seufzen gehört. Bald fand ich heraus, dass Leire, eine Spanierin, die vorher mit ihr das Zimmer geteilt hatte, aus genau diesem Grund nach zwei Wochen umgezogen ist. Und Carmen Gloria auch davon erzählt hat. Als ich ebendiese gefragt habe, warum sie mich mit einem schnarchenden Mädchen in ein Zimmer steckt, hat sie gemeint: „Naja, die Spanier, die übertreiben ja immer alles, ich hab ihr nicht geglaubt, dass es so schlimm ist.“ Nun, es war so schlimm, dass ich sogar Lauren gesagt habe, hör mal, ich kann nicht länger mit dir in einem Zimmer leben, du schnarchst. Liebevoller konnte ich mich nicht ausdrücken, schnarchen ist unumschreibbar. Carmen Glorias Lösungsvorschlag war dann, dass Leire und Lauren Zimmer tauschen, ich also mit Leire nach dem Schicksal auch ein Zimmer teile und Lauren in einem Einzelzimmer so laut sein kann wie sie möchte. Hinzuzufügen ist an dieser Stelle, dass Lauren schon im vergangenen Semester dieses Doppelzimmer bewohnt hat und ihr französische Mitbewohnerin ebenso wenig schlafen konnte wie Leire und ich. Doch sie hatte eine Ausweichmöglichkeit, ihren pololo (Freund auf chilenisch, so ein lustiges Wort), der im selben Haus gewohnt hat. Davon wusste Carmen Gloria aber nichts, so etwas sollte mensch sie nicht wissen lassen, sie hat nämlich Angst, dass aus Studierendenheim Stundenhotel wird. Wie dem auch sei, Lauren hat sich erst bereit erklärt umzuziehen, dann aber ein neues Opfer gefunden: Lauren 2. Auch eine Amerikanerin, die beiden Mädels verstehen sich sehr gut, und vielleicht haben sie ja nicht nur denselben Namen, sondern auch dasselbe Problem. So kam es jedenfalls, dass ich mit Lauren 2 Zimmer getauscht habe – nachdem ich mir von Carmen Gloria versichern ließ, dass Lauren 2 weiß, was sie tut! – und jetzt ein Einzelzimmer bewohne. Das die Form einer Schuhschachtel hat, aber ich habs trotzdem lieb. Zuerst hab ich mich geärgert, weil ich mich irgendwie hinauskomplementiert gefühlt habe – als ob ich die troubles gemacht hätte – aber mittlerweile denke ich mir, es hätte mir nichts besseres passieren können. Also wenn mich wer besuchen möchte – in der Schuhschachtel ist Platz für mehrere!

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